Do not forgett the basic´s

„Ich kann nicht mehr vorwärts starten, hab das seit Jahren nicht mehr gemacht“

Diesen Satz hört man neuerdings immer öfter an den Startplätzen. Der betreffende Pilot sollte sich am besten gleich selbst die passenden Antwort zu seiner Aussage wie folgt geben. „Wirklich ? Du gestehst dir also ein, in einem elementaren Punkt der Gleitschirmbeherrschung schlechter dazustehen als ein talentierter Anfänger nach seinem ersten Kurstag“

Es ist erwiesen, das in bestimmten Startsituationen der Vorwärtsstart die bessere – manchmal sogar die einzige sichere Methode ist, in die Luft zu kommen. 

Hier denkt man Z.B. insbesondere an folgende Situationen. 

  • Ein guter Startplatz, und leichter Rückenwind.
  • Windstille, oder nur minimaler Gegenwind an mittelschwerem Startgelände, evtl. noch etwas Neuschnee
  • Windstille , oder nur Minimaler Gegenwind bei Tandemstarts.
  • Sehr kurzer Startweg, extremes Startgelände und zu wenig Wind um die Kappe im Stand rückwärts aufzustellen.
  • Start aus enger Schneise, so das schon ein geringes seitliches Abweichen von der idealen Startrichtung eine mehr oder weniger starke Hindernisberührung zur Folge hat.

Insbesondere die Fehlerquellen, falsch herum ausdrehen, rückwärts stolpern, zu wenig Tempo in der Aufziehphase, oder Leinen nicht auf Knoten kontrolliert sind die üblichen Ursachen für die misslungenen Rückwärtsstarts bei wenig Gegenwind. 

Es gilt also dran zu bleiben, und bevor sich eine schlechte Angewohnheit breit macht, den normalen Startvorgang, die Basis, nicht verlernen. Selbstverständlich sind auch die Analyse und die Tips eines guten Fluglehrers sehr hilfreich wenn deutliche Defizite in der Startsicherheit vorliegen oder ein Gleitschirmmodel mit anderem Startverhalten, als der bisher Gewohnte, erworben wurde.

Die 4 elementaren Punkte für einen guten Vorwärtsstart:

  1. Die Fähigkeit die Leinen systematisch und vollständig zu sortieren.
  2. Sich zu trauen mit Autorität und Druck auf die Hauptkarabiner gegen den Bauchgurt am Gurtzeug zu lehnen und die Arme zu Beginn der Aufziehphase nur sehr sparsam einzusetzen.
  3. Das Gefühl zu entwickeln für die vertikale und seitliche Position der Kappe während der kompletten Füll- und Kontrollphase.
  4. Die Fähigkeit, nach der Füllphase, über die Steuerleinen mit leicht dosierter Spannung den Kontakt zum Schirm herzustellen.

Und immer die Aufzieh- und Kontrollphase gedanklich von der anschließenden Beschleunigung- und Abhebephase trennen. Das gilt auch fürs Lauftempo. Zuerst mit Autorität aber ruhig anlaufen, dem Schirm dann etwas Zeit lassen über den Piloten zu kommen, und dann erst Gas Gas Gas mit längeren Schritten bis zum Abheben. Das war schon alles …. Der Rest des Startvorgangs ist einfacher als beim Rückwärtsstart – vorausgesetzt, man hat keinen uralten- oder fehlkonstruierten Gleitschirm der deutlich hinten hängen bleibt beim Startvorgang. Dann am besten schnell weg mit der Mülltüte.

Bei ausreichend Gegenwind, ab ca. 10 – 15 km/h, ist der Rückwärtsstart dann selbstverständlich die beste und eleganteste Methode zu starten. Diese Startart sollte man deshalb sowieso auch richtig erlernen. Welche Methode genau ist nicht entscheidend. Ich behaupte, es gibt mehrere Methoden die für unterschiedliche Windstärken und unterschiedliche Gerätetypen jeweils am besten geeignet sind. Hauptsache man beherrscht es mit seinem Gerät, dann wenn es drauf ankommt.  Ich habe jedoch schon zu viele vermurkste Rückwärtsstarts gesehen. Diese teilweise mit ganz erheblichem Gefahrenpotential und auch Unfällen. Zu beobachten war dies insbesondere bei Bedingungen, bei denen sich, in Verbindung mit der geringen Rückwärts-Startroutine des Piloten betrachtet, ein Vorwärtsstart besser angeboten hätte.

Es macht keinen Sinn das ein fortgeschrittener Gleitschirmpilot bei guten Bedingungen (minimaler Gegenwind)  bei denen jeder Flugschüler problemlos startet, sich nicht traut normal vorwärts zu starten, weil er es jahrelang nicht gemacht hat. 

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Natürlich gibt es einige Ausnahmekönner die auch in einer engen Schneise oder bei Windstille ihren modernen Schirm souverän rückwärts hinausstarten. Diese Souveränität lässt aber nur mit langjährigem wiederholtem, fleissigem Üben erlangen.  

Basics

…sollte man immer als wichtig erachten, egal ob es die Grundtechnik bei Sportarten, Grundlagen bei Musiktakten oder die Mathe- Grundrechenarten und das 1×1 sind, ohne stabile Fundamente kann keine Souveränität entstehen. 

P. Geg  November. 2020